Zu Gast bei Freunden

Ich arbeite seit 2016 im Bereich Migration und Flucht, zuerst tatsächlich vor Ort in mehreren Unterkünften, inzwischen etwas ruhiger und mehr auf juristischer und Lobby-Ebene. Ich habe in den letzten Jahren sehr viele Menschen aus Syrien und dem Irak kennengelernt, mit einigen bin ich heute noch befreundet. In Städte und Orte zu fahren, in denen meine Freunde waren, bevor sie nach Deutschland kamen, fand ich sehr spannend und tatsächlich habe ich ganz viele Fotos direkt "nach Hause" geschickt. Das Foto Nr. 4 aus Sulaimaniya habe ich z.B. direkt vor dem ehemaligen Haus einer befreundeten Familie gemacht, das zufälligerweise direkt in der Nähe unseres Hotels lag. 

Was hat dir besonders an der reise gefallen?

Ganz toll und wichtig an der Reise fand ich, dass unsere beiden Reiseleiterinnen Schluwa und Soma selbst Kurdinnen sind und aus der Region kommen und wir unglaublich viele Menschen getroffen haben, mit denen der Austausch möglich war. Natürlich ist und bleibt man bzw. frau ein/e weiß/e privilegierte Tourist/in, der/die gerade mal eine Woche in der Gegend ist, aber den allermeisten der Mitreisenden war dies sehr bewusst und wir konnten unsere eigene Rolle reflektieren. Ich habe auf der Reise und auch danach so viel mehr verstanden, sei es über die Kurd*innen oder den Irak, und habe z.B. auch die Revolution im letzten halben Jahr viel intensiver verfolgt, als ich sonst getan hätte.

Euch gefallen Ingas Bilder? Noch mehr Impressionen aus Irakisch-Kurdistan und Anderswo gibt es auf  ihrem Instagram-Account zu sehen: https://www.instagram.com/inga.meta/

Welches Erlebnis war am Einprägsamsten?

Die berührendste Begegnung hatte ich abseits vom normalen Programm und zwar war ich von einer jesidischen Familie eingeladen worden, sie im Sharya-Camp in der Nähe von Dohuk zu besuchen. Ein Teil der Familie lebt in Deutschland und wir kennen uns gut, der volljährige Sohn/Bruder hat mal ein Praktikum bei mir gemacht, der andere Teil, ein Ehepaar mit zwei kleinen Töchtern, ist noch im Irak. Sie haben sich mindestens fünf Jahre nicht gesehen. Als "Freundin aus Deutschland" war ich also eingeladen und habe einige Stunden mit der Familie verbracht. Da ist das Foto Nr. 13 entstanden, leider ist die Qualität nicht besonders gut. Der Besuch dort im Camp, die Lebenssituation, die Trennung der Familie, all das hat mich demütig fühlen lassen. Ich habe auch dort viele Fotos gemacht, vor allem von den kleinen Töchtern, die ich zusammen mit weiteren Mitbringseln der Oma hier in Deutschland mitgebracht habe. Tatsächlich bekomme ich immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Ich bin nach wie vor mit ihnen in Kontakt und hoffe so sehr, dass sie sich alle irgendwann irgendwo wiedersehen können.