Plädoyer für Zugreisen - Ost-Türkei

Wir sind im Oktober 2023 auf dem Landweg in die Südosttürkei gereist und auch wieder zurück. Es war ein besonderes Erlebnis. Die Fahrt mit Bahn und Bus gab uns die Möglichkeit, unseren Alltag hinter uns zu lassen. Wir konnten uns entspannen, uns ganz auf das Neue, was uns erwartete, einstellen. Wir waren schon zusammen mit anderen Mitreisenden, konnten uns kennenlernen und erste Gespräche führen. Wir hatten viel Zeit.

Und wir erlebten den Weg, auf den wir uns begeben hatten. Ungarn verpassten wir, weil wir nachts schliefen. Langsam schaukelte am nächsten Morgen der Zug durch Rumänien; Wiesen, Hügel, kleine Dörfer, schlichtes bäuerliches Leben. Schafe, Ziegen , Kühe,  Hirten, Hunde, Heustadeln - man konnte unentwegt aus dem Fenster schauen. Wir sahen die Südkarpaten;  Berge, Bäche, viel Grün, wir sahen lebhafte moderne Städtchen, Straßen, Fabriken. In Bukarest tranken wir ein Bier in einer Bar und hörten "Riders in the Sun". Nun ging es weiter mit dem Bus. Die europäische Außengrenze wurde streng kontrolliert. Nach Überquerung der Donau ging die Fahrt durch Bulgarien bis nach Istanbul.

Das Erlebnis Türkei begann mit einem wunderbarem Frühstück, einem Tag am Bosporus mit einer Fährfahrt . Ein Schnellzug brachte uns bis Ankara, hier durften wir in Hotelzimmern schlafen. Am nächsten Tag die lange Fahrt im Schlafwagen bis Diyarbakir.

Der schönste Teil der Reise quer durchs Land mit wunderbaren Ausblicken auf verschiedene Landschaften, fruchtbares Land mit abgeernteten Feldern, viele Obstbäume: Äpfel, Quitten, Nüsse, Birnen, dann Berge, Seen, Flüsse, Dörfer ,Städte. Wir konnten uns nicht sattsehen an der Weitläugigkeit des Landes. Wir tranken Cay im Speisewagen und ließen uns leckere Köfte von dem freundlichen Kellner zubereiten.

Die Zeit der Reise war ein Gewinn und als wir in Diyarbakir ankamen, waren wir schon ganz ins Thema Türkei vertieft. Wir hatten ausgiebig unsere Reiseführer studiert, wir hatten gute Gespräche geführt und fühlten uns völlig auf die Erlebnisse ausgerichtet. So gewann die Reise an Intensität.

Die Rückreise erlebte ich ebenso sehr intensiv. Wir hatten Zeit, den erlebten Bildern, Szenerien und Erlebnissen nachzuspüren. Sie vertieften sich und wurden stärker im Gedächnis verankert, hatte man das Gefühl. Geschenkte Zeit, bevor man wieder im eigenen Alltag landete und verschluckt wurde.

Zusätzlich erleicherte das Gefühl, umweltverträglicher zu reisen, die erlebte Reise zu genießen. Ohne schlechtes Gewissen konnte man sich ganz dem Erlebnis des Reisens hingeben.

Ich wünsche mir mehr Reisen auf dem Landweg bei Alsharq. Der Weg zum Ziel gehört dazu und sollte miterlebt werden.